Du kannst Thorsten auf Twitter oder LinkedIn finden. Dies ist unser aktuelles Interview mit ihm im Rahmen unserer Kinsta Exklusiv-Serien.

1.Was ist dein Hintergrund und wie bist du zu WordPress gekommen?

Ich bin zunächst einmal recht früh zu einem (ausgedienten) Computer gekommen und habe mich mit so ziemlich allem beschäftigt, was man als Anwender so tun kann. Als mein Bruder zu Weihnachten einen VTech Lern- und Spielcomputer bekam, habe ich schnell entdeckt, dass das letzte Spiel irgendwie ein bisschen anders war. Es hieß QBasic, und war in Wahrheit natürlich eine textbasierte Programmierumgebung. Das hat mich zehn- oder elfjährigen Knirps dann die nächsten Wochen und Monate beschäftigt, und einen markanten Stein auf meinen Weg als Softwareentwickler gelegt.

Nach QBasic habe ich irgendwann mit Turbo Pascal angefangen, und dann aber relativ schnell und zeitgleich bei beiden Sprachen den Schritt von der Kommandozeile ins Visuelle gemacht, hin zu Visual Basic und Delphi. Mitte der 90er hat mich zudem auch die Webentwicklung gepackt, und ich habe über die nächsten Jahre für diverse Auftraggeber ein paar einfache statische Websites gebaut, und damit sogar ein paar Euro bzw. noch Mark verdient. Alles neben der Schule, natürlich, wo sich dann gegen Ende der Oberstufe auch noch ein echter bezahlter Nebenjob anschloss (Programmierung in Delphi, und Schulungen für Microsoft Office). Inzwischen habe ich ein abgeschlossenes Informatik-Studium.

Zu WordPress bin ich im Sommer 2005 gestoßen, als der Gitarrist der Coverband, in der ich Bass spielte, für uns eine Website mit WordPress baute. Für mich war das Konzept Content Management System (und somit natürlich auch WordPress an sich) völlig neu, hat mich aber sofort gepackt. Ich habe mich schnell in WordPress reingefuchst, und tatsächlich auf diese Weise PHP gelernt, wobei es für mich in Sachen PHP (zum Glück!?) nicht bei WordPress allein geblieben ist.

Während meines Studiums war ich eine Zeit lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Virtual Reality tätig, habe dort in einem interdisziplinären Team an einem Großprojekt in C++ gearbeitet, und auch (m)eine Abschlussarbeit geschrieben. Eine Weile war ich gewerblich tätig (größtenteils im Bereich Web, aber auch Consulting für eine kleine Firma, die sich auf Flugsimulation spezialisiert hat). Seit 2013 bin ich festangestellter Web Engineer. Zuerst in einer kleinen Agentur, in der ich hauptverantwortlich für WordPress war, aber auch an einer recht komplexen PHP-basierten Web App gearbeitet habe. Von 2014 bis Ende 2017 war ich dann bei Inpsyde, der in Deutschland und Umgebung sicher nicht unbekannten WordPress-Agentur. Und seit Januar 2018 bin ich, überglücklich, bei Human Made, wo ich in einem fantastischen Team an diversen Projekten an und teilweise auch um WordPress herum arbeite. Wem unbekannt: Human Made ist ein WordPress.com VIP-Partner, und einer der führenden Anbieter von WordPress-Plattformen und -Lösungen im Enterprise-Bereich.

2.Was sollten deine Leser über deine Website und deine Arbeit wissen?

Obwohl die Anzahl der von mir gelaunchten Websites in einem mittleren zweistelligen Bereich liegt, habe ich für meine eigene Website sehr lange gebraucht! Über die Gründe gibt mein erster Beitrag Auskunft, aber allgemein ging es um Perfektionismus und Prokrastination.

Inzwischen gibt es die Website seit etwas mehr als zwei Jahren, und ich habe plus/minus 50 Beiträge veröffentlicht, leider recht unregelmäßig. Schwerpunktmäßig schreibe ich umfassende Recaps zu WordCamps, und Fachbeiträge zu Software bzw. Web-Entwicklung. 2018 war ein eher maues Jahr, doch für 2019 ist bereits eine Beitragsreihe über eins meiner Steckenpferde geplant: Unit Testing.

Zu meiner Arbeit kann ich sagen, dass sie vielseitig und sehr selten langweilig ist. Ich habe das Glück, in einem grandiosen Team am Puls der Zeit arbeiten zu können. Zu meiner Tagesordnung gehören zum Beispiel die Mitarbeit an einer in WordPress integrierten React App, die dem Redakteursteam der Sun flexible, innovative und schnelle Workflows ermöglicht.

Oder ein umfassendes Multisite-Projekt für die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes in Großbritannien. Zusätzlich zu Kundenprojekten gibt es auch eine Reihe interner wie auch Open-Source-Projekte, bei denen eine Mitarbeit fast jederzeit möglich und immer gern gesehen ist.

Übrigens, Human Made ist ständig auf der Suche nach neuen Menschen. Hehe… Ganz aktuell werden zum Beispiel weltweit Web Engineers gesucht, und speziell für den Bereich Asia Pacific suchen wir zudem noch Cloud Engineers.

3. Vor welchen Herausforderungen stehst du beruflich?

Hm… Aktuell sehe ich keine besonderen beruflichen Herausforderungen auf mich zukommen. Ich habe jedoch, wie zuvor kurz erwähnt, erst Anfang des Jahres bei Human Made angefangen, und das hat ein paar berufliche Herausforderungen oder zumindest Veränderungen mit sich gebracht.

Der eigentliche Plan war zunächst, dass ich als Contractor, d.h. auf Selbständigen-Basis, einsteige. Das wurde bislang bei allen, die nicht in einem der drei Länder mit Firmensitz (d.h. UK, USA, AUS) leben, die Vorgehensweise, und bislang hat das auch bei allen wunderbar funktioniert. Aber dann kam Deutschland…

Aufgrund diverser Sozial (Versicherungs)rechte und Steuern wäre eine Zusammenarbeit auf diese Art schlichtweg nicht möglich bzw. rechtens gewesen. Nach einigem Hin und Her sind wir aber zu der perfekten Lösung gekommen, die sowohl Human Made als auch mich vollends zufrieden stellt: ich bin am Firmenhauptsitz (d.h. UK) festangestellt, wobei dem Vertrag Deutsches Sozialrecht zugrunde liegt. Für mich ist das beinahe wie eine Anstellung bei einer deutschen Firma, mit der einzigen kleinen Ausnahme, dass ich mein Gehalt samt Lohnsteuer erhalte, die ich dann quartalsweise rückwirkend an das Finanzamt abführen muss. Das erfolgt ganz simpel anhand eines Briefes, den ich Anfang des Jahres erhalte, und dann zu vier bestimmten Terminen im Jahr die entsprechende berechnete Summe überweise.

Eine weitere Herausforderung war die Größe der Firma, und die tatsächlich nahezu weltweite Verteilung (zumindest im Sinne von Zeitzonen). Von einem Team mit 25-30 Personen kommen, ist der Schritt in eine Firma mit 60+ Leuten schon eine Veränderung. Hinzu kommt dann eben auch noch, dass man mit manchen Kolleginnen und Kollegen einfach sehr selten synchron kommuniziert, da plus oder minus 10 Stunden schon einen Unterschied machen. Das ist etwas, das ich vorher nicht kannte, da der Großteil der Leute aus dem Ausland immer noch in etwa der gleichen Zeitzone wie Deutschland lagen. Umso mehr freue ich mich auf das Retreat um Frühjahr 2019, bei dem ganz Human Made für eine volle Woche auf Sri Lanka zusammenkommen wird!


4. Wie sieht die Zukunft für dich in der WordPress-Welt aus?

Im letzten Jahr habe ich mich in Sachen Mitarbeit am Core ein wenig rar gemacht. Das war aber keine bewusste Entscheidung, sondern eher darauf zurückzuführen, dass die größeren Baustellen zum einen Gutenberg und zum anderen Privacy (ganz allgemein, aber speziell vor allem GDPR, oder zu Deutsch: DSGVO) waren. Letzteres ist nicht mein Metier, aber (zum Glück!) gab es hier tatkräftige Unterstützung aus diversen Richtungen, und bei Gutenberg habe ich von Oktober 2017 bis Februar 2018 ein wenig mitgemischt. Ich musste jedoch relativ schnell feststellen, dass die Entwicklung (aufgrund mangelnden Managements) einfach zu planlos und gleichzeitig zu schnell voranging, um größere Dinge nebenbei bewirken zu können.

Zwischen März und Juni 2018 habe ich vier WordCamps besucht und Talks gehalten und/oder Workshops gegeben, und auch im nächsten Jahr werde ich dem Thema WordCamp äußerst verbunden bleiben, denn ich einer von vielen Organisatoren des anstehen WordCamp Europe 2019 in unserer tollen Hauptstadt Berlin! Des Weiteren bin ich ein Organisator des lokalen WordPress-Meetups in Aachen, und daher auch dort immer wieder ein Stück weit eingebunden.

Trotz meiner Tätigkeiten als Organisator für das WCEU, möchte ich in 2019 selbst einige WordCamps besuchen. Bisher habe ich auf meiner Wunschliste WordCamp Osnabrück, WordCamp London, vielleicht WordCamp Vienna, und WordCamp Sofia. Na ja, und das WordCamp Europe natürlich! Darüber hinaus habe ich vor, aktiv über WordPress (und WordCamps) zu bloggen, und das auch halbwegs regelmäßig.

Wie auch alle andere, werde ich mich im nächsten Jahr natürlich mit Gutenberg arrangieren (müssen), was eine tolle Sache ist! Ich bin mir sicher, dass wir bei Human Made weiterhin tolle Dinge mit und für WordPress zaubern werde, vielleicht sogar gerade wegen Gutenberg bzw. dem Block-Editor, wie die Gutenberg-Codebasis im WordPress-Core nun heißt.

5. Kannst du uns vielleicht einen Insider-Einblick in die Planung vom WordCamp Europe 2019 geben?

Auf der WCEU-Website selbst gab es bereits ein paar informative Beiträge zur Organisation, aber ich kann versuchen, ein paar zusätzliche Informationen zu teilen.

Ich bin eins von insgesamt fünf Mitgliedern im Attendee Services-Team, das heißt, dass wir die Schnittstelle zwischen den Teilnehmenden und der Orga bzw. dem Event an sich bilden. Wir kümmern uns zum Beispiel das Ticketing und den damit verbundenen Rechnungsanfragen, um Sachen rund um Visas, selbstverständlich um sämtliches Management und Verbreitung von wichtigen und hilfreichen Informationen vor Ort in Berlin, aber auch um die immersive Online-Erfahrung des WCEUs.

Für das vergangene WordCamp Europe wurde diesbezüglich eine Progressive Web App geschaffen, aber für 2019 wollen wir davon weg, und mithilfe von Progressive Web Enhancements das komplette Theme (und damit die Website an sich) aufwerten, bestimmte Inhalte offline verfügbar machen, und die Website somit über die Veranstaltungstage ein Gefühl des Dabeiseins vermitteln lassen. Wir sind hier aber zugegeben noch in der Konzeptionsphase, werden aber öffentlich darüber berichten.


6. Was suchst du bei einem guten Managed WordPress Hoster?

Also, als Entwickler erwarte ich von einem guten WordPress-Hoster zunächst einmal tatsächliches Wissen um WordPress. Ich meine damit nicht die Software an sich, aber die Infrastruktur. Und, zugegeben, WordPress ist nicht gerade ein komplexes Stück Web-Software. Ich habe aber auch schon von Hostern gehört, die einfach keine Ahnung hatten, und sich blindlings auf irgendwelches Halbwissen verließen. Das endete dann zum Beispiel darin, dass die REST API einfach mal wortlos völlig dichtgemacht wurde.

Weiterhin ist natürlich direkter Serverzugriff unabdingbar, also in der Regel SSH. Auch hier gibt es Hoster, die entweder allgemein oder zumindest bis in die mittleren hohen Preisklassen meinen, das sei nicht nötig, und man könne ja alles im selbstgestrickten Web-UI zusammenklicken.

In der schnelllebigen Web-Welt ist es meiner Meinung nach wichtig, dass man sich nicht felsenfest auf einen Weg und den damit verbundenen Möglichkeiten festlegt. Zum Beispiel in Sachen Deployment gibt es immer mal neue Dinge, die man als Entwickler oder Agentur ausprobieren möchte oder muss (weil sie vom jeweiligen Kunden als Vorgabe oder Einschränkung kommen). Klar ist hier natürlich, dass man nicht alles zu jeder Zeit einfach so machen kann. Aber Aussagen wie „Composer braucht man für WordPress nicht!“ sorgen einfach nur für Unmut, und eine zu schnell beendete Partnerschaft.

Darüber hinaus erwarte ich natürlich guten und prompten Support, und dass sämtliche Serversoftware auf einem aktuellen Stand ist. Völlig veraltete Linux-Distros, OpenSSL von vor 5 Jahren, kein Support von TLS 1.1+ etc., das sind alles Undinger. Undinger, die leider dennoch immer wieder vorkommen.

7. Was machst du gerne in deiner Freizeit, wenn du nicht an deinem Laptop sitzt?

Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder (1 Jahr und 3 Jahre), daher freue ich mich natürlich immer über Zeit mit der Familie, ob zu Hause, irgendwo draußen in der Natur, oder bei Freunden oder Verwandten. Darüber hinaus mache ich theoretisch sehr gerne Sport, komme aber praktisch viel zu selten dazu. Ich rede mir dann gerne ein, dass Kinder zu erziehen ja auch irgendwie Sport ist… 😀

Um mal abzuschalten, unterwegs oder zu Hause, höre ich den einen oder anderen Podcast. Besonders empfehlen kann ich hier Syntax, den abwechslungsreichen und immer interessanten Web-Development-Podcast von Wes Bos und Scott Tolinksi, sowie Darknet Diaries, wo InfoSec-Veteran Jack Rhysider wahre Geschichten von der dunklen Seite des Internets erzählt.

8. Was denkst du, wen sollen wir als nächstes interviewen und warum?
Hm… Spontan fallen mir hier Caspar Hübinger und Bernhard Kau ein. Zu beiden geht es von mir hier aus Aachen einmal quer durch Deutschland. Caspar ist ein Urgestein in der deutschen WordPress Community, und Bernhard hat als Local Lead für das WordCamp Europe 2019, welches nächstes Jahr Mitte Juni in Berlin und damit zum ersten Mal in Deutschland stattfinden wird, sicher einiges zu erzählen…

Peter Kovacs Kinsta

Peter is responsible for Kinsta’s expansion in the Spanish and South American markets. He has been working with Hispanic companies for more than 10 years and is always keen on making new connections in different parts of the world. He lives a very healthy life and visits the gym almost every day. When he is not around, we can be sure to find him on the road, he is curious to visit new places.